1. Advent

Der vergangene 1. Adventssonntag zeigte einmal mehr, wie herausfordernd diese Jahreszeit für Menschen ohne festen Schutz ist. Die Temperaturen sanken bereits am Nachmittag deutlich und der eisige Wind zog durch jede Kleidungsschicht. Wir waren wie immer auf unseren Touren unterwegs, um warme Mahlzeiten und Getränke zu verteilen sowie mit unseren Gästen ins Gespräch zu kommen. Schon zu Beginn spürten wir die Anspannung der Kälte und die Sorge vieler, wie sie die nächsten Stunden draußen bewältigen sollen.

Besonders bewegt hat uns am Ende der Tour ein obdachloser Mann im Rollstuhl. Er war nur sehr leicht gekleidet, trug keine Schuhe und seine Zehen waren bereits ganz blau. Er hatte nur eine dünne Jacke und eine einfache Zellstoffdecke um sich gelegt, während er bitterlich fror. Wir hatten große Sorge, dass er die Nacht nicht überstehen könnte. Er hatte zudem starke offene Wunden an den Beinen, die dringend medizinisch versorgt werden mussten. 

Wir haben ihn in das nahegelegene Krankenhaus gebracht, in der Hoffnung, dass er dort die notwendige Wärme, medizinische Hilfe und ein wenig Sicherheit bekommt. Das Ganze ging weit über unsere übliche Feierabendzeit hinaus und wir begleiteten ihn noch bis 20 Uhr in der Klinik. 

Wir haben alles geregelt, damit Ärzte und Pflegekräfte ihn aufnehmen und er eine gute Versorgung erhält. Solche Situationen schaffen eine enge Verbindung und Vertrauen. Deshalb haben wir ihn auch diese Woche bereits mehrfach im Krankenhaus besucht und nach der Rechten geschaut, um sicherzustellen, dass es ihm jetzt gut geht. 

Solche Begegnungen zeigen uns auf schmerzliche Weise, wie nah Lebensgefahr und Hilflosigkeit in der Kälte miteinander verbunden sind. Und wie wichtig es ist, dass wir da sind.

Trotz der Kälte war die Dankbarkeit unserer Gäste spürbar. Ein heißes Essen, eine zweite Portion, ein warmer Kaffee oder Tee. Das sind für viele kleine Lichtblicke in einem sehr herausfordernden Alltag. Und es sind Gesten, die den Unterschied machen können zwischen Durchhalten und Aufgeben.