Manchmal dürfen Tränen fließen

Manchmal müssen sie fließen.

Am vergangenen Sonntag haben wir Abschied genommen, von zwei unserer verstorbenen Gäste. Es war wieder einer dieser traurigen Anlässe, die uns innehalten lassen. An unserer ersten Station, der Münchner Freiheit, haben wir uns versammelt: zu einer kleinen, würdevollen Trauerfeier. Geführt von unserem ehemaligen Gefängnisseelsorger Norbert Trischler, der uns in seiner vertrauten, stillen Art begleitet hat.

Wir standen beieinander, hörten Gitarrenklänge, sangen gemeinsam, sprachen Gebete. Und wir spürten: Es tut gut, in so einem Moment nicht allein zu sein. Es war uns eine große Freude und zugleich ein stiller Trost, dass so viele unserer Gäste gekommen sind. Ihre Anteilnahme zeigt, wie wichtig diese Zeremonien sind. Weil es nicht sein darf, dass jemand von dieser Welt geht, wie so viele unserer Gäste leben: unbemerkt, leise, übersehen.

Wir wollen erinnern. Wir wollen zeigen: Ihr wart da. Ihr bleibt da. In unseren Gedanken und Herzen.

An diesem Sommersonntag schien die Sonne hell über uns. Sie schien auf Gesichter, in denen sich Traurigkeit und Dankbarkeit spiegelten. Das Gefühl in uns war schwer. Denn solche Verluste gehen auch an uns nicht spurlos vorbei. Es geht auch uns nicht gut damit. Aber gemeinsam zu trauern, gemeinsam still zu stehen, das verbindet und gibt Kraft.

Und während wir mit dem einen Fuß im Abschied stehen, versuchen wir mit dem anderen, im Alltag Hoffnung zu schenken. Immer wieder erfüllen wir Wünsche auf der Straße. Auch ganz persönliche, manchmal außergewöhnliche. Eine Nähmaschine für eine in Altersarmut lebende Rentnerin. Wenn jemand damit eigentlich nicht mehr rechnet und sich dann umso mehr freut, ist das auch für uns ein schöner Moment. Dann wird uns bewusst, wie wichtig es ist, genau hinzuhören. Mit offenem Herzen da zu sein.

Das Wohl unserer Gäste liegt uns sehr am Herzen. Wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen einen Dusch-Hocker braucht, setzen wir alles daran, das möglich zu machen. Und gelingt uns das von einem Sonntag auf den nächsten, so wie an diesem, dann freuen wir uns mindestens genauso wie der Mensch, dem wir damit helfen konnten.

In allem, was wir tun, steckt unsere Verbundenheit. Zu den Lebenden und zu jenen, die nicht mehr unter uns sind.