Wie hilft AKTION Brücke?
Eine Brücke entsteht Stein für Stein um schwere Lasten tragen zu können.
Wir assoziieren damit nicht nur das klassische Bild eines Obdachlosen, der unter einer Brücke lebt. Wir möchten damit auch die Brücke zwischen den Gesellschaftsschichten schlagen. Die rettende Brücke über einem reißenden Fluss.
Unser Bestreben ist es, den Bedürftigen die Hand zu reichen und Vertrauen und Verlässlichkeit zu bieten.
Dabei verfolgen wir den Grundsatz, keine Fotos der Betroffenen sowie ihren Schlafplätzen zu veröffentlichen. Dadurch wahren wir ihre Privatsphäre und ihr letztes bisschen Würde. Auch setzen wir sie dadurch nicht der zusätzlichen Gefahr von gewalttätigen Übergriffen oder Vertreibung aus.
Versorgungstouren
In München und unserem Landkreis Fürstenfeldbruck finden Touren mit unseren (teils privaten) PKWs statt.
Jeden Sonntag fahren wir mit mehreren Teams feste Stationen an und versorgen, die auf uns wartenden Obdachlosen, Bedürftigen, Substituierten und Rentner in Altersarmut, mit warmen Mahlzeiten, Kaffee und Tee sowie Erfrischungsgetränken, Lebensmittel-Carepaketen für die kommende Woche, frischer Kleidung, Schlafsäcken und Hygieneartikeln. Diese Sammelpunkte an zentralen Stellen Münchens sind unter unseren Betreuten bekannt und werden im wöchentlichen Turnus zuverlässig angefahren.
Bei dieser Art der Versorgung erreichen wir pro Wochenende zwischen 1.000 und 1.200 Menschen in Notsituationen.
Doch für manche Obdachlose stellen diese festen Termine und Standorte eine große Herausforderung dar und können bedingt durch den Alltag auf der Straße, oder Krankheit teilweise nicht oder nur schwer wahrgenommen werden. Auch diese Menschen sollen durch uns erreicht werden.
Daher sucht, zusätzlich zu unseren Sammelstellen, ein weiteres Team, auf einer gesonderten Route, Obdachlose an ihren Schlaf- und Lagerplätzen auf und bietet ihnen vor Ort ebenfalls warme Speisen und Getränke, Utensilien, Decken, Kleidung und Hygieneartikel an.
Hiermit schließen wir eine Lücke, ergänzend den festen Terminen, an unseren Sammelpunkten.
Es geht bei unseren Fahrten nicht nur um reine Versorgung und Verpflegung. Das Wichtigste ist das offene Ohr und die Menschlichkeit. Wir sind Ansprechpartner und oftmals der einzige Zuhörer für alle Arten von Sorgen und Nöten. Wir sprechen Mut zu, nehmen an die Hand und auch mal in den Arm.
Nicht selten erfüllen wir zudem einzelnen Menschen einen speziellen Wunsch oder leisten gezielt Hilfe. So konnten wir bereits mehrfach gehbehinderten Menschen zu einem neuen Rollstuhl verhelfen und somit den harten Alltag nachhaltig erleichtern. Durch einen gezielten Spendenaufruf, konnten wir z.B. einem Mann seinen Herzenswunsch erfüllen und ihm seine zerbrochene Gitarre, durch eine gespendete ersetzen oder einem weiteren jungen Mann ein Skateboard überreichen.
Langfristige Betreuung
Ergänzend zu dieser kurzfristigen Hilfe ist es unser großes Ziel, Personen die das möchten, langfristig dabei zu unterstützen, wieder Fuß zu fassen.
Hierzu unterstützen wir bei:
- Behördengängen und der damit verbundenen Antragstellungen
- Begleitung zur Schuldnerberatung
- Beschaffung fehlender Ausweisdokumente
- Korrespondenz mit Krankenkassen
- Einrichtung einer Postadresse
- Schlafplatz- und Wohnheimvermittlung
- Hilfestellung bei Umzügen
- Jobsuche und Bewerbungen
- Arztbesuchen und Klinikaufenthalten
- privaten und familiären Problemen
- gesundheitlichen und psychischen Problemen
- der Terminfindung in Beratungseinrichtungen für Suchterkrankungen
- Begleitung in Einrichtungen zur Entgiftung und Entzugskliniken
- Kontaktaufnahme mit Anwälten und Beistand bei Gerichtsverhandlungen
- Ableisten von gerichtlich angeordneten Sozialstunden
Projekt "Wiedereingliederung"
Die Hans Kiener Stiftung in Fürstenfeldbruck hat im Jahr 2022 eine ihrer Räumlichkeiten sanieren und eine nagelneue Küche einbauen lassen. Diese Küche dürfen wir fest jeden Freitag und Samstag, bei Bedarf auch öfter nutzen.
Mit diesem Projekt bieten wir eine Art Wiedereingliederung für Menschen, die seit vielen Jahren ihren Alltag auf der Straße fristen. Dieses Beschäftigungsprogramm soll dazu dienen obdachlosen, suchtkranken und auch straffällig gewordenen Menschen zu helfen, wieder in einen geregelten Alltag zu finden, Termine einzuhalten, eine Perspektive und eine Aufgabe im Leben zu haben und somit im besten Fall den Weg zurück in das Arbeitsleben zu ebnen. Nicht zuletzt ist die Küche eine ganz wunderbare Ergänzung im Rahmen dieses Projektes unseren Schützlingen eine weitere Möglichkeit zu bieten, bei uns gerichtlich angeordnete Sozialstunden ableisten zu können.
Jeden Freitag und Samstag werden gemeinsam, aus den vor der Tonne geretteten Lebensmitteln, tolle Gerichte für unsere Sonntagstouren zubereitet. Diese Aufgabe beinhaltet nicht nur die Warenkunde, der richtige Umgang mit Lebensmitteln und das Erlernen neuer Rezepte, sondern auch das Gefühl von Wertschätzung und Zusammenhalt.
Geplant sind in Zukunft auch Veranstaltungen wie z.B. Kochkurse unter dem Motto „wie ernähre ich mich gesund für kleines Geld“.
Straffälligenhilfe und Sozialstunden
Als anerkannte Einsatzstelle können bei uns gerichtlich angeordnete Sozialstunden zur Haftvermeidung abgeleistet werden.
Hierbei arbeiten wir eng mit der Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe (MZS), des Katholischen Männerfürsorgeverein e.V., dem Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SKF) in München, Sprint e.V. in Fürstenfeldbruck, Brücke München e.V. und Brücke Dachau e.V., im Rahmen der Jugendstraffälligenhilfe, oder auch direkt mit der Staatsanwaltschaft zusammen.
Die Rechtsgrundlage für die Anordnung von Sozialstunden findet sich im deutschen Strafrecht, insbesondere im §56b Strafgesetzbuch (StGB).
Hier wird die Möglichkeit der Verhängung von weisungsgebundener Auflagen geregelt, zu denen auch die gemeinnützige Arbeit und/oder die Sozialstunden gehören.
Nach diesem Paragraphen kann das Gericht im Rahmen einer Bewährungsstrafe oder als Auflage zur Einstellung eines Ermittlungsverfahrens Sozialstunden anordnen.
Ziel der Sozialstunden ist eine „Wiedergutmachung“ der begangenen Straftat. Hiermit begleichen die straffällig gewordenen Menschen ihre Straftat und ihnen wird über die Arbeit im sozialen und gemeinnützigen Bereich, die Möglichkeit gegeben, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Auch bietet sich hiermit die Möglichkeit positive Erfahrungen für ihre Persönlichkeit und ihre soziale Entwicklung zu sammeln. Gleichzeitig soll der Straftäter auf diese Weise eine Alternative zur Freiheitsstrafe erhalten und dadurch seine Stellung in der Gesellschaft nicht gänzlich verlieren.