„Nicht vor meiner Haustüre“

Manchmal fragen wir uns schon was mit unserer Gesellschaft gerade los ist. Oder zumindest mit einem Teil davon.

Erst erhielten wir diese Beschwerde über die „verstörend wirkende, visuelle Anwesenheit“ unserer Gäste im Nussbaumpark. Parallel hierzu beschwerte sich ein neuer Geschäftsbetreiber an der Leopoldstraße, der vor kurzem erst seine Lokalität eröffnet hat, über den Anblick unseres Klientels.

Und nun gab es vergangenen Sonntag eine langwierige Diskussion mit einem Anwohner am Kidlerplatz, der sich durch unsere Gäste, die sich sonntags für eineinhalb Stunden dort aufhalten „maximal belästigt“ fühlt.

Er forderte uns vehement dazu auf, uns einen anderen Ausgabeplatz zu suchen.

Wir haben natürlich sofort versucht ruhig und sachlich zu erklären und den Herren zu beschwichtigen. Ein vernünftiges Gespräch war allerdings trotzdem nicht möglich.

Gerade an dieser Station stehen wir in engem Kontakt mit der Polizei und dem KVR und sitzen einmal jährlich präventiv mit diesen beiden Parteien und einem Vertreter der Anwohner sowie einem Vertreter der Geschäftsbetreibenden an einem runden Tisch um das vergangene Jahr revue passieren zu lassen und Lösungen für etwaige Probleme für die Zukunft zu erarbeiten.

Nun können wir nur den Kopf schütteln, denn wer dort wohnt und sich täglich über den Anliefer- und Einkaufslärm des Edeka Marktes beschwert, liefert uns somit selbst den Beweis, dass das eigentliche Problem dieses Anwohners ganz wo anders liegt und unsere Gäste nur ein willkommenes Feindbild darstellen.

Helfen sollen Organisationen wie wir schon. Nur am Besten heimlich, still und leise und bitte nicht vor der eigenen Haustüre.

Es stimmt uns sehr traurig, wie mit den Menschen umgegangen wird die unser Klientel bilden. Diese Menschen haben sich ihre Armut oder ihre Obdachlosigkeit nicht ausgesucht.

Vielleicht sollten sich die Menschen die sich permanent beschweren nochmal an die Situation von vor 3 Jahren erinnern, als die ganze Welt auf dem Kopf stand und jeder Angst vor einer Krankheit und vor dem Verlust seiner Existenz hatte. Vielleicht sollte man sich bei der nächsten Hochwasserwarnung Gedanken machen, ob man nicht selbst der nächste Betroffene sein könnte. Vielleicht sollten diese Menschen sich nochmal bewusst machen, wie schnell und unerwartet man von heute auf morgen alles verlieren kann.

Wir sagen nicht, dass unsere Gäste Mitleid brauchen. Aber Mitgefühl, Respekt und Akzeptanz!