Der Regenschauer gestern Früh war zum Glück nur von kurzer Dauer und so freuten sich Maria, Teresa, Wolfram, Christine und Lukas wieder, allein am Stand der Münchner Freiheit, knapp 300 Bedürftige mit Kleidung, Regenschirmen, Bettwäsche, Handtüchern und weiteren Utensilien ausstatten zu können.
Auch unsere Tourenfahrer waren wieder unterwegs. Diesmal Team 1 mit Vroni, Andrea, Anja, Walter und Jorge und Team 2 mit Maria, Markus, Tina und Klaus.
Vor der Tour wurde flugs noch schnell der Kaffee aufgebrüht, der Kuchen und die gekochten Speisen abgeholt und schon ging es los.
Da sich schon wieder das Monatsende nähert, waren wir froh, bis unters Dach bepackte Autos mit Lebensmitteln dabei zu haben. Zusätzlich zu den vielen Kisten Obst und Gemüse, Konserven, belegte Brote, Hygieneartikel und Kleidung, hatten wir 180 Liter warmes Essen mit an Bord.
Die Schlangen an unseren Stationen werden immer länger. Immer mehr Menschen nehmen unser Angebot wahr. Manchmal ist es garnicht so einfach das alles stemmen zu können. Wir merken deutlich, wie wöchentlich immer mehr ukrainische Flüchtlinge zu uns kommen und dankbar sind über eine gepackte Tasche mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf. Aber auch viele neue Gesichter Obdachloser und Substituierter dürfen wir begrüßen. Unsere Angebote sprechen sich rum und seit wir die Zeiten und Stationen auf unserer Webseite veröffentlicht haben, ist es für viele noch einfacher uns zu finden.
Auf den Bildern, die wir wöchentlich machen um unsere Arbeit zu dokumentieren, ist deutlich zu erkennen wie viele Menschen auf unsere Versorgung angewiesen sind. Doch das sind natürlich nur Momentaufnahmen. Was die Bilder nicht zeigen, ist dass die Schlangen, auch nach eineinhalb Stunden pro Station einfach nicht enden wollen.
Auch gestern erzählte man uns mehrfach, dass der Teller Eintopf sonntags die einzige warme Mahlzeit in der Woche ist, die viele in den Magen bekommen. Der Ein oder Andre bittet noch um eine zweite oder gar dritte Portion. Dies zeugt wie ausgehungert die Menschen, nach einer harten Woche auf der Straße, sind.
Wir durften auch wieder einige „Extrawünsche“ erfüllen. So versorgten wir diese Woche eine weitere Dame im Rollstuhl mit einem neuen Rollstuhlkissen und auch etliche Kleiderbestellungen wurden im Vorfeld gesondert gepackt und an die jeweiligen Empfänger verteilt. Ebenso kümmerten wir uns um medizinische Angelegenheiten.
Wir haben uns, neben der Versorgung obdachloser und bedürftiger Menschen, auch der Begleitung und Betreuung meist sehr junger, drogenabhängiger und substituierter Menschen angenommen.
Drogenabhängigkeit ist ein unangenehmes Thema, welches in der Gesellschaft gerne totgeschwiegen wird, weil es einfach nicht in das Bild einer Stadt wie München passt.
Doch es gibt sie, diese „Junkies“ und es sind ganz wundervolle Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ein Stück vom Weg abgekommen sind.
Diese Menschen haben es ebenso verdient, dass sie gesehen und verstanden werden.
Es lohnt sich immer, einen Schritt auf sie zuzugeben, ihnen zuzuhören und sich ihre Geschichten und Beweggründe erzählen zu lassen.
Vroni und auch Andrea kümmern sich ganz rührend und liebevoll unterwöchig um viele Schicksale. Nahezu jeden Tag der Woche ist Vroni unterwegs um Hilfestellung zu leisten. Viele haben laufende Strafverfahren und brauchen Unterstützung. Jeden Sonntag stehen diese Menschen mit ihren Briefen von der Staatsanwaltschaft, dem Jobcenter oder anderer Behörden bei Vroni und bitten um Hilfe. Sie nimmt sich der Sache an, korrespondiert mit Anwälten und Einrichtungen, hilft Fristen einzuhalten und Unterlagen auszufüllen. Vermittelt zwischen Klienten und Ämtern, begleitet bei Vorladungen, oder hilft bei der Vermittlung von Plätzen und den Einzug in Entzugskliniken. Vronis Telefon steht kaum mehr still und auch Andrea ist mit ihrer guten Seele und ihrem offenen Ohr stets zur Stelle.
Beschaffungskriminalität und körperliche Gewalt sind keine Seltenheit. Viele junge Menschen erhalten durch uns wieder die Chance auf eine Perspektive. Sie bekommen Zuspruch und eine Aufgabe, indem viele gerne bei uns mithelfen. Wir arbeiten eng mit der MZS (Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe) zusammen und wir bieten sogar die Möglichkeit bei uns gerichtlich angeordnete Sozialstunden abzuleisten.
Des Weiteren haben wir uns dazu entschieden, nun auch Kondome auf unseren Touren zu verteilen und möchten damit ein bisschen zur Aufklärung und Krankheitsprävention beitragen. Das kam auf der Straße super an, sorgte natürlich aber auch für den ein oder anderen Lacher.
Leider erleben wir auf unseren Touren auch manchmal Streit und Aggressivität untereinander. Doch niemals gegen uns! Dennoch kommt es vor, dass wir Streit schlichten, zwischen Schlägereien gehen oder gar die Polizei zu Hilfe holen müssen. Das gehört genau so zu unseren Aufgaben, wie die Grundversorgung mit Lebensmitteln. Gerade am Monatsende, wenn kein Geld mehr übrig ist, zeichnet sich gegenseitig Neid und Missgunst ab.
Am Ende der gestrigen Tour waren wir alle wirklich platt. Auch wir sind nur Menschen, die irgendwann an die Grenzen ihrer Kräfte stoßen.
Doch dies schreckt uns keineswegs ab. Es motiviert uns noch mehr zu tun.
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