Ein großes Thema war vergangene Woche der Streik des öffentlichen Personennahverkehrs. Ende letzter Woche standen am Donnerstag und Freitag U-Bahn, Busse und Tram so gut wie gänzlich still. Dies stellt auch Menschen ohne Obdach vor ein immenses Problem. Diese Menschen können nicht einfach auf ein anderes Verkehrsmittel wie Fahrrad, Auto oder Taxi zurückgreifen. Termine bei Ärzten oder Ämtern müssen sie dennoch einhalten.
Auch viele unserer Suchtkranken stellte der Streik vor ein schier unlösbares Problem, wenn man zur Praxis bis ans andere Ende der Stadt gelangen muss um sein Substitut zu erhalten. Können diese festen Zeiten nicht eingehalten werden, erhält der Betroffene sein Ersatzmittel nicht und so manch einer greift dann aus Verzweiflung doch wieder zu den gefährlichen Substanzen.
Gestern war es für uns wieder einmal eine sehr emotionale Tour. Wir erleben oft viele wunderschöne Momente, aber auch schreckliche Schicksale, die uns im Nachgang noch lange beschäftigen.
Der obdachlose Herr mit der Verletzung an der Hand muss morgen erneut operiert werden. Anja füllte mit ihm seine Patientenerklärung und den Anästhesiebogen aus. Schreiben kann er auf Grund der vielen Operationen und des fehlenden Daumens nicht mehr. Es macht uns oft so unendlich traurig wie sehr diese Menschen alleine gelassen werden. Viele sind gänzlich überfordert und wissen kaum mehr wohin mit sich. Als die Beiden mit dem Ausfüllen der Unterlagen fertig waren flossen Tränen aus Dankbarkeit und Erleichterung und weil solche Momente auch für uns so berührend sind, flossen bei Anja die Tränen gleich mit.
Auch Sandra erzählte, dass sie gestern sehr traurig von der Tour nach Hause gefahren ist: „Wir haben einen alten Mann weinen sehen und manchmal ist die spürbare Verzweiflung der Menschen schwer zu ertragen. Doch trotz allem bedanken sich so viele für unsere Versorgung der Grundbedürfnisse, wie Essen, Lebensmittel, Hygiene und Gespräche. Und wirklich alle sind begeistert von unseren selbst gebackenen Kuchen. Heilsam zu sehen, mit wie wenig der Mensch zufrieden sein kann.“
Viele unserer Tourenfahrer halten auch unterwöchig mit den Menschen die wir betreuen Kontakt. Im Rahmen unserer Langzeitbetreuung sind Vroni und Andrea mehrmals die Woche unterwegs um Termine bei Behörden zu begleiten oder auch für regelmäßige Besuche im Gefängnis. Bis nach Bernau nimmt Vroni fast wöchentlich den Weg auf sich um ihren Schützlingen wenigstens einmal im Leben das Gefühl zu geben, nicht schon wieder im Stich gelassen zu werden.
Auch Tina, Markus, Lin und Klaus helfen unter der Woche bei Umzügen, bringen gewünschte, dringend benötige Hilfsgüter vorbei und haben stets ein offenes Ohr.
Auf Tour waren gestern Fabi, Andrea, Dani, Tina, Norbert, Thomas, Sandra, Anja, Pia, Dietmar, Tine, Manni und Bodo sowie Dieter, Lukas und Ariane an unserer mobilen Kleiderausgabe an der LMU.
Glücklicherweise hatten wir gestern wieder ausreichend warme Mahlzeiten mit an Bord, denn der Andrang der letzen Wochen stellt sich offenbar als neuer Richtwert ein.
Vielen Dank an unser Verpflegungsteam, an die fleißigen Köchinnen, Kuchenbäckerinnen und Erwärmerinnen, genauso wie an unsere Crew aus der Küche in Fürstenfeldbruck.
Eine reichhaltiges Menü durften wir gestern wieder anbieten und so standen folgende Gerichte auf unserer Speisekarte:
- bunter Nudelsalat
- Gulaschsuppe mit Kartoffeln
- Schinkennudeln
- Rahmgeschnetzeltes vom Strohschwein mit Nudeln
- Hühnerfrikassee
- Schupfnudeln mit Kraut
- Gansl-Gröstl mit Kartoffelknödeln und Blaukraut
- Gulasch mit Schwammerl und Semmelknödeln
- Milchreis mit Zimt und Zucker
- Gebäck
- verschiedene Kuchen und Muffins