Seit dreieinhalb Jahren stehen wir sonntags an unseren gewohnten Plätzen in der Stadt München.
Uns ist bewusst, dass unser „spezielles“ Klientel nicht überall gerne gesehen wird und wir mit unseren Ausgabestellen bei der Gesellschaft polarisieren.
Nun kommt es natürlich vor, dass wir neben dem vielen Lob, auch mit Anfeindungen zu kämpfen haben.
Nicht selten bekommen wir Dinge wie „ihr seid Rattenfänger“ oder „ihr seid schuld, dass diese Menschen da sind. So etwas möchten wir nicht vor unserer Haustür haben“ zu hören.
Zu einem aktuellen Beispiel möchten wir von folgendem Fall erzählen.
Vor Kurzem erhielten wir eine Beschwerdemail eines Anwohners in der Nähe unserer Ausgabe am Nussbaumpark.
Für den, der sich beschwerte, stellt es ein Problem dar, dass unsere vom KVR genehmigte Ausgabe für seinen Geschmack zu nah am Kinderspielplatz im Nussbaumpark stattfindet. Die bloße visuelle Anwesenheit unseres Klientel sei für die Kinder ein Problem. Auch sprach er davon, dass unsere Gäste eine nicht mehr tragbare Gefahr für die Kinder des Spielplatzes darstellen. Zudem seien wir schuld, dass der Park durch unsere Gäste verschmutzt und verwüstet werden würde.
Sehr schade fanden wir, dass man ein persönliches Gespräch zu uns hätte suchen können, anstatt uns im anonymen Internet per Email zu beschuldigen. Schlimmer noch finden wir, dass wir im Nachhinein erfahren haben, dass man sich im Vorfeld sogar beim KVR über uns beschwert hatte, BEVOR man per Mail an uns herangetreten ist.
Zunächst einmal möchten wir sagen, dass der Großteil unserer Teammitglieder selbst Eltern von Kindern in verschiedenen Altersgruppen sind. Einige unserer Kinder kommen sonntags selbst mit auf unsere Touren und engagieren sich in ihren jungen Jahren bereits ehrenamtlich für die Ärmsten in der Stadt München. Statt zuhause vor dem Computer zu hocken oder mit ihren Freunden im Freibad zu „chillen“, verteilen sie Kaffee und Kuchen an unseren Ausgabestellen.
Diesbezüglich können wir aus Erfahrung garantieren, dass „unsere“ Kinder sicher sind.
Auch halten wir unsere Gäste, während unserer Ausgabestelle dazu an, sich von dem 100 Meter entfernten Spielplatz fern zu halten. Bisher gab es hier auch keinerlei Probleme.
Wir sind sehr bemüht, unsere Ausgabestelle, sauber und ordentlich zu hinterlassen. Wir sammeln unseren Müll ein und entsorgen diesen zuhause in unseren privaten Restmülltonnen, da wir bisher diesbezüglich keine andere Lösung für die Entsorgung gefunden haben.
Auch sammeln wir herumliegende Kaffeebecher, Bierflaschen, Getränkedosen und weiteren Unrat der Parkbesucher und Passanten mit auf, welchen wir bereits vor unserer Ausgabe an Obdachlose und Bedürftige vorgefunden haben.
Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit diesen hinterlassenen Müll der Spaziergänger, rund um den Platz mit aufzusammeln. Den Spielplatz an sich, lassen wir dabei allerdings außen vor, da er außerhalb unseres Bereiches liegt und wir noch nie Gäste von uns (während unserer Ausgabezeit) auf dem Spielplatz beobachten konnten.
Wir kontrollieren immer nochmal sämtliche Wege und Plätze um unsere Ausgabestelle bevor wir das Gelände verlassen. Auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, kontrollieren wir den Gehweg und die Häuserreihe nach herumliegendem Unrat.
Jedoch ist es für uns natürlich schwierig, zu kontrollieren, was nach unserer Abfahrt dort passiert. Viele der Menschen halten sich noch über Stunden in ihrer gewohnten Umgebung auf, essen, trinken und verweilen. Einige gehen, neue kommen hinzu – ein fliegender Wechsel.
Für uns ist es unmöglich umsetzbar so lange zu bleiben, bis der Park menschenleer ist.
Selbstverständlich halten wir unsere Schützlinge stets zur Sauberkeit an – kontrollieren können wir dies im Nachgang jedoch nicht.
Wenn dann weiterer Müll liegen bleiben sollte, haben wir keine Handhabe mehr.
Ähnlich wie bei einer Fastfoodkette, deren leerverzehrte Burgerschachteln und Getränkebecher gedankenlos in Straßengräben landen.
Der Nussbaumpark ist ein, seit vielen Jahren, öffentlich bekannter Drogen Hot-Spot in der Stadt München. Diese Menschen, die unsere Essensausgabe dankbar in Anspruch nehmen, halten sich nicht nur sonntags zu unserer Ausgabe dort auf, sondern 7 Tage die Woche.
Die Szene im Nussbaumpark besteht hier schon seit vielen Jahrzehnten – lange bevor es unsere Ausgabe dort gab.
Wir sind eine Organisation die Hilfe anbietet, jedoch nicht verantwortlich für das „Problem“ vor Ort ist. Auch können wir keine Verantwortung für die Zeit vor oder nach unserer Ausgabe, oder an anderen Wochentagen übernehmen.
Dennoch stehen wir in engem Kontakt mit dem Kreisverwaltungsreverat und pflegen einen sehr kooperativen, offenen Umgang mit der Münchner Polizei.
Leider gibt es weder in München, noch in ganz Bayern Komsumräume oder sogenannte Fixerstuben, welche das saubere und kontrollierte Konsumieren erleichtern würde. Hier spricht sich die Landesregierung seit Jahren dagegen aus, obwohl die Stadt München durchaus gewillt wäre in diese Richtung gegen die Problematik des öffentlichen Konsumierens vorzugehen und zu unterstützen.
Bitte vergessen Sie nicht, dass diese Menschen, die unser Klientel bilden, auch Menschen sind, die Hilfe benötigen. Dass die Sucht eines Drogengebrauchers eine schwerwiegende Krankheit ist.
Wir sind ein Verein der nicht nur Obdachlosen, Bedürftigen und Rentnern in Altersarmut hilft. Wir haben uns nunmal auch den Substituierten und Süchtigen angenommen. Denn auch das sind Menschen, um die sich gekümmert werden muss. Auch diese Menschen haben es verdient und sind dankbar dafür, dass sich ihnen jemand annimmt. Dies an einem der bekannten Hot Spots zu tun, ist für uns natürlich sehr effizient und für die Menschen eine nicht nicht mehr wegzudenkende Hilfe und in Zuge dessen für sie zu einer Hoffnung und kontinuierlichen Lebenserleichterung geworden.
Ergänzend zu dieser kurzfristigen Hilfe ist es unser großes Ziel, Personen die das möchten, langfristig dabei zu unterstützen, wieder Fuß zu fassen. Hier begleiten wir beispielsweise bei Behördengängen und den damit verbundenen Antragstellungen, der Beschaffung fehlender Ausweisdokumente oder der Schlafplatz- und Wohnheimvermittlung. Wir kümmern uns um die Vermittlung von Therapien und begleiten bei Entgiftungen in sogenannten Suchtkliniken. Zudem bieten wir als offizielle Einsatzstelle die Ableistung von gerichtlich angeordneten Sozialstunden an, um straffällig gewordene Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren und arbeiten in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft.
Gerne möchten wir jedem der Vorurteile gegen unsere Gäste hegt, mehr Einblick in unsere Tätigkeit bieten und laden hiermit herzlich dazu ein, die Menschen, die wir betreuen kennenzulernen um etwaige Vorurteile auszuräumen und zu vermitteln wie wichtig unsere Arbeit ist.
Wir sind immer offen und dankbar für Kritik und versuchen stets zielführende und schnell umsetzbare Lösungen zu finden. Dennoch können wir nur dazu appellieren, einfach das persönliche Gespräch zu uns zu suchen.
Wir versprechen… wir (und unsere Gäste) beißen nicht!!