Reintegration braucht Zeit und Geduld

Diese Woche stand ganz im Zeichen der kleinen Schritte, die in der Langzeitbetreuung oft die größten sind. Wir begleiten viele unserer Klienten über Monate oder Jahre und genau dabei entstehen Verbindungen, die weit über den ersten Kontakt hinausgehen. Wir besuchen unsere Gäste in Krankenhäusern, Kliniken, auf Therapien, in Haar oder auch im Gefängnis.

Ein schönes Beispiel dafür ist unser Klient H., der vor über einem Jahr mit einem großen Rucksack an Herausforderungen zu uns kam: Wohnungslosigkeit, fehlende Perspektive, Isolation, schwerer Alkoholkonsum. Damals konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn einen Behördenbrief öffnen. Panikattacken, Überforderung und die völlige Selbstaufgabe spielten eine große Rolle. Heute ist er untergebracht in einem Flexiheim, war auf Entgiftung, wird begleitet durch eine Therapie und saß mit uns am Tisch, hat selbstständig seinen Antrag ausgefüllt und dadurch viel an Selbstbewusstsein und auch an Selbstwertgefühl zurück erlangt.

Es war ein ein Zeichen, wie viel sich verändert hat. Solche Fortschritte sind nicht selbstverständlich, sie sind nicht laut oder spektakulär, sie passieren in Alltagsgesprächen, in gemeinsam gemeisterten Briefen, in kleinen Plänen für die Zukunft.

Auch wenn sich nicht jede Woche spektakulär anfühlt: Diese hier war genau so eine, die uns zeigt, warum wir das tun, was wir tun.

Sie war wieder ein schönes Beispiel dafür, wie wertvoll kontinuierliche Begleitung ist. In der Langzeitbetreuung sehen wir immer wieder: Veränderung braucht Zeit und Menschen, die dranbleiben. Denn es sind genau diese leisen Entwicklungen, die unseren Alltag prägen. Und sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, da zu sein, nicht nur einmal, sondern immer wieder.