Wenn eine simple warme Mahlzeit zum Luxus wird

Gestern starteten wir mal wieder in einen heissen Tourensonntag. Zum Glück waren wir diese Woche wieder besser besetzt, wenn auch immer noch Corona und Quarantäne fleissig in unserem Team Einzug hält.

Obwohl erst das vorletzte Wochenende des Monats anstand, war unglaublich viel los. Die steigenden Lebensmittelpreise machen sich bei den Menschen auf der Straße, den Bedürftigen und den Rentnern deutlich bemerkbar. Was bisher schon immer schwer für viele war, ist jetzt meist unmöglich. Auch die Unsicherheit vor der Zukunft zeigt sich deutlich. Viele unserer Rentner berichten, dass sie schon jetzt Angst vor dem Winter haben, die Energiepreise nicht mehr bezahlen zu können.

Sie sparen und verzichten schon jetzt auf alles was nicht zwingend notwendig ist. So kommt unsere Sonntagsversorgung wie gerufen und ein Stück Kuchen oder eine warme Mahlzeit, wird von den Meisten als Luxus bezeichnet.

Vroni berichtet von gestern, dass der Hunger und die Nachfrage nach unseren warmen Mahlzeiten sehr groß war. Der Andrang auf allen drei Stationen der Tour 1 wächst stetig. Am Alten Botanischen Garten trafen sie auf eine nicht enden wollende Schlange. Nicht nur Einer fragte ob er sich bei uns wirklich satt essen darf und bat um eine weitere Portion. Volle 90 Minuten waren Jorge, Andrea, Vroni, Walter und Pia damit beschäftigt Mahlzeiten, Lebensmittel und Kleider zu verteilen.

Als das Team endlich abfahren wollte, sprang der Transit nicht mehr an und wir mussten erstmal das Auto fremdstarten. Während wir mit den Fahrzeugen beschäftigt waren, klappte ein Mann bei der Hitze zusammen. Sein Kreislauf machte nicht mehr mit und das Team informierte den Notarzt. Man könnte sagen, die leere Batterie kam wie gerufen. Sonst wären wir nicht mehr da gewesen um Hilfe zu leisten.

Eine Dame, die wir schon länger kennen, erzählte Vroni, dass sich in ihrer Unterbringung eine Wanzenplage ausgebreitet hat und sie nun ständig auf der Suche nach neuen Schlafplätzen sei, bis das Amt die Kosten für einen Kammerjäger genehmigt.

Einen Mann, den wir seit 1 1/2 Jahren versorgen, vermissen wir nun schon die zweite Woche in Folge. Wir hatten letze Woche schon gehofft, er würde uns gestern wieder aufsuchen. Leider war nicht rauszufinden, wo er sich aufhält oder was mit ihm los ist. Wir hoffen es geht ihm gut und er ist wohlauf. Bitte drückt uns die Daumen, ihn kommenden Sonntag wieder antreffen zu dürfen. Wir machen uns immer Sorgen, wenn wir einen unserer Stammgäste nicht vorfinden.

Nicht weniger ins Schwitzen kam unsere Tour 2 mit Maria, Petra und Sandra.

Schon beim Beladen unserer Autos fiel auf, dass wir leider kein Hundefutter mehr vorrätig haben. Es mangelt auch an Sommerkleidung wie kurze Hosen, T-Shirts und Unterwäsche.

Wir stellen bei vielen unserer Schützlinge momentan einen rückläufigen Alkoholkonsum fest. Darüber freuen wir uns natürlich sehr, konnten aber nicht ermitteln ob es am heißen Wetter oder am fehlenden Geld liegt.

Das Flaschensammeln wird mittlerweile zum richtigen Wettbewerb. Nachts zwischen 23:00 bis 5:00 morgens sind viele an beliebten Plätzen, wie zum Beispiel an der Isar, unterwegs um sich das Leergut der Feiernden und der Badegäste aufzusammeln. Dies bietet eine willkommene Chance sich tagsüber ab und an eine Dusche, bei der Hitze ausreichend zu trinken oder etwas zu essen leisten zu können.

Unser Team an der Münchner Freiheit berichtet ebenfalls wöchentlich mehr Anstieg der Menschen die sich bei uns anstellen um sich mit frischen Kleidern zu versorgen.

Gestern hatten Petra, Partrick, Manu, Simone und Slavko zusätzliche Hilfe von Mario, der uns eine große Spende Hygieneartikel vom DM Drogeriemarkt vorbeibrachte.

Ganz spontan bekamen wir am Stand dann noch tatkräftige Unterstützung von Iko, einem total sympathischen südafrkanischen Herren, der sich beruflich in München aufhält und beim Vorbeigehen auf uns aufmerksam wurde. Ohne zu zögern packte er mit an und reihte sich im Team ein.

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