1. Adventssonntag

Die Häuser und Straßen sind festlich geschmückt, durch die Gassen zieht ein weihnachtlicher Duft. An jeder Ecke von München findet man Christkindlmärkte. Die Menschen stehen zusammen, trinken Glühwein und an den Buden gibt es viele köstliche Leckereien zu kaufen. Endlich, nach zwei Jahren Zwangspause, dürfen diese Märkte wieder stattfinden und wir möchten das keineswegs vorwurfsvoll klingen lassen, denn auch wir gehen mit unseren Kindern, Familien und Freunden gerne auf einen Christkindlmarkt und genießen die vorweihnachtliche Stimmung.

Was viele jedoch nicht wissen ist, dass diese Plätze, mit den bunt geschmückten Buden, unterjährig beliebte Schlafplätze obdachloser Menschen sind. Diese Menschen bzw. Schlafplätze werden aber von der Stadt schon lange im Vorfeld alternativlos „geräumt“. Die Unterkünfte sind meist restlos überfüllt oder bieten menschenunwürdige Zustände.

Für einen Obdachlosen bedeutet die Vorweihnachtszeit eine weitere, irgendwie zu bewältigende Hürde. Die Tage und Nächte sind mittlerweile bitter kalt. Plätze zum Schlafen, die trocken, ruhig und vor allem sicher sind, gibt es kaum mehr oder sind bereits belegt. Also was bleibt? Eine Unterführung? Ein abgelegener Hauseingang? Ein Platz im Park? Wohin soll man gehen, wenn man keine Alternative geboten bekommt?

Schutzlos ausgeliefert und frierend auf offener Straße zu schlafen ist für die Meisten kläglicher Alltag. Nicht selten sind sie Opfer von Gewalt, Anfeindungen, Vertreibung, Raub, Beschimpfungen oder Vergewaltigung.

Auch wir können diese Umstände leider nicht ändern. Wir können nur immer wieder darauf aufmerksam machen und hoffen, dass den richtigen Menschen in den richtigen Positionen die Augen geöffnet werden. Dass unsere Kommunen und die Regierung hinsehen, sich der Verantwortung bewusst sind und es sich zur Aufgabe nehmen, ausreichend geschützte, warme und menschenwürdige Schlafstätten zu errichten.

Was wir aber tun können, ist mit unserer Arbeit das Leid, zumindest ein wenig zu lindern und beispielsweise für eine warme Mahlzeit, ausreichend Lebensmitteln und frische Kleidung zu sorgen. Wir können ein offenes Ohr bieten, Zuspruch leisten und versuchen Wünsche zu erfüllen um auch diesen Menschen ein Stückchen weihnachtliche Besinnlichkeit und Wärme im Herzen zurückzugeben.

Auf unserer gestrigen Tour wurden die Einladungskarten für unsere Weihnachtsfeier am kommenden Freitag verteilt. Mit großer Freude und Dankbarkeit, ungläubigen Blicken und viel Rührung, wurden die mit Liebe gebastelten Karten, fast schon wie ein Schatz entgegengenommen. Unsere germeringer Schützlinge, haben ihre Einladungen bereits am Samstag erhalten und auch hier wurde sich mächtig gefreut.

Schon seit Tagen glühen die Backöfen in unserem Verpflegungsteam und so konnten die Touren Teams pünktlich zum ersten Advent, tütenweise Plätzen, Christstollen und Lebkuchen an ihren Stationen verteilen. Auch 130 Stück gespendete Adventskalender erhellten die Gesichter.

Natürlich gab es wieder eine große Auswahl dampfender Mahlzeiten und dank unserer Köchinnen stand folgendes auf dem Speiseplan:

– Linseneintopf

– Würzfleisch

– Würstlgulasch

– Salzkartoffeln

– Minestrone

– Gemüseseintopf mit Fleisch

– Kürbissuppe

– Gaisburger Marsch

– Hackbraten

– Saure Leber mit Semmelknödel

– Kartoffel-Gemüse-Curry

– Pizzaschnecken und Zwiebelkuchen

– Reisauflauf mit Zimt

– Obstsalat

– Kuchen, Muffins, Lebkuchen, Christstollen

– Kaffee und Tee

All das wäre aber nicht ohne unser Abholteam möglich, welches an 5 Tagen der Woche, die Lebensmittel von den uns unterstützenden Supermärkten, Metzgereien und Bäckereien abholt, sortiert und für die Verpflegung und die Verteilung bereit stellt.

Auch unser Lagerteam hat die ganze Woche über wieder großartiges geleistet. Tag für Tag werden Kleider- und Sachspenden sortiert, gefaltet, ordentlich in die Regale eingeräumt und auch hier und da mal ein Knopf angenäht, damit die Autos für die Touren wieder reichlich bestückt werden können.

Unser Team Patrick, Christine und Wolfram war gestern ebenfalls mit ihrem Stand auf dem Professor-Huber-Platz vertreten und verteilt warme Kleidung an Bedürftige.

Wir bedanken uns bei all den großzügigen Spenderinnen und Spendern, die uns an unserem Lager besuchen und uns mit dem dringend Benötigtem versorgen oder die sich unsere Weihnachtswunschliste zu Herzen nehmen und so zu Wunschpatinnen und Wunschpaten werden.

Ohne dieses Zusammenspiel von Euch Unterstützern und unserem Team, welches in so vielen verschiedenen Bereichen fleißig und tagtäglich, mit so viel Herzblut dabei ist, wäre all das niemals möglich.

Vielen 1000 Dank dafür!