1. Advent

Der Winter ist nun da und es fallen dicke flauschige Schneeflocken. So sehr sich Unsereins und auch unsere Kinder, gerade pünktlich zur Weihnachtszeit, über Schnee und eine weiße Winterlandschaft freuen, umso beschwerlicher wird das Leben für die Menschen die wir auf den Straßen betreuen.

Unser dieswöchiges Münchner Freiheit Team, Ulrike, Rosi, Erich, Christine und Wolfram konnten mit klammen Fingern und nassen Füßen ca. 150 Gäste an unserem Stand mit warmen Kleidungsstücken, Schlafsäcken und weiteren Utensilien ausstatten.

Wie gewohnt waren wir auch am gestrigen 1. Advendssonntag mit zwei Teams auf unseren Routen unterwegs.

Das Team der Tour 1, bestehend aus Vroni und Jorge, Maria und Ahmed hatten wieder alle Hände voll zu tun.

Da es uns dieses Wochenende an einem zweiten großen Auto für Tour 1 mangelte, erklärte sich Peter Hinkofer aus unserem Verpflegungsteam, ohne zu zögern bereit, uns seinen Sprinter zur Verfügung zu stellen. Dieser wurde randvoll mit den frisch eingegangenen warmen Jacken und Schuhen, Schals, Pullovern, Handschuhen und Mützen bestückt.

Maria R. erklärte sich als Fahrerin des Sprinters bereit und so konnten wir ausreichend Kleidung an die, meist nur dürftig bekleideten Menschen ausgeben.

Ahmed hat zur Unterstützung seine Tochter mitgenommen, die ganz ohne Berührungsängste mit anpackte.
Neue Mitstreiter werden von unseren Schützlingen sehr herzlich – wie Familienmitglieder – empfangen.

Vroni konnte wieder fleißig Wünsche entgegennehmen. Wir freuen uns, viele dieser Wünsche mit Eurer Unterstützung erfüllen zu können.
Doch manche Wünsche, die so menschlich sind, können selbst wir leider nicht erfüllen.

Toni* zum Beispiel wünscht sich entweder eine liebe Frau, die er verwöhnen darf oder eine Ausreise nach Palermo.
Martha* wünscht so sehr einen kleinen, alten Hund zum Liebhaben.
Eine ältere Dame möchte nur eine kleine Überraschung. „Das hatte sie schon sooo lange nicht mehr“, erzählte Vroni.

Trotz des Schneeregens war unglaublich viel los, die Stimmung aber stets ruhig und friedlich.
Der Redebedarf wird immer größer.
Vroni ist nur damit beschäftigt sich, neben der Essenausgabe für möglist viele Schützlinge, 5 Minuten Zeit für Kummer und Sorgen zu nehmen.
Nach fast zwei Stunden mussten wir uns loseisen, da wir auch auf der zweiten Station schon sehnsüchtig erwartet wurden.

Dort angekommen warteten so viele, dass wir fast die Autos nicht parken konnten.
Die Stimmung an dieser Station war sehr angespannt.
Immer wieder kam es zu Handgreiflichkeiten untereinander. Gegen Monatsende hilft oft gegen Hunger und Traurigkeit nur noch billiger Alkohol….
Am Ende der zweiten Station war nur noch ein halber Topf Suppe übrig.

Erst um 13.15 h erreichten wir die dritte Station.
Auch dort wurden wir schon mittlerweile ungeduldig erwartet.
Gottseidank hatte das Team der Tour 2 noch etwas warmes Essen übrig.
Ein junger Mann war in Tränen aufgelöst und saß die ganze Zeit in unserem Bus um sich ein wenig aufzuwärmen.
Jorge hat ihm seine Handschuhe angezogen und brachte ihm eine warme Suppe.

Ahmed und Maria konnten mit viel Geduld und Empathie die aufgebrachten Gemüter immer wieder besänftigen.

Erst gegen 16:00 waren wir durchgefroren und ausgelaugt wieder zu Hause und konnten die erste Kerze auf dem Adventskranz anzünden.

Zu Essen gab es diese Woche einen Eintopf mit Gnocchi und Gemüse sowie einen Schokokuchen von Christel. Heike und auch Vroni kochten Kürbissuppe. Von Johanna gab es Semmelknödel mit Schwammerlsoße und selbstgemachte Lebkuchen. Gaby brachte uns mehrere Blechkuchen, einen Scheiterhaufen und etliche belegte Brote. Von Petra durften wir einen Gemüse-Nudel-Eintopf verteilen und Daniela bereitete Kartoffelsalat und Fleischpflanzerl zu. Ein weiterer großer Topf mit Paprika-Gemüse-Eintopf wurde uns von Charlotte gebracht. Anne kochte eine sämige Kohlsuppe aus Brokkoli und Rosenkohl, backte Bananenmuffins und bereitete eine Weintrauben-Nachspeise zu. Von Sabine konnten wir zum Kaffee einen saftigen Kokos-Ananas-Kuchen mit Marzipan reichen und von Renate gab es nochmal eine riesige Ladung belegte Brote oben drauf. Pünktlich zum ersten Weihnachtswochenende brachte uns Silke eine große Menge selbstgebackenen Christstollen für die Verteilung.

Auch unser Team der Tour 2 war bei der eisigen Wetterlage unterwegs.

Wieder konnten wir, Gaby und Karl, Bettina und Silja eine erfolgreiche Tour verbuchen. Trotz der Kälte, die in diesen Zeiten jedem durch Mark und Bein geht, sei es unseren Schützlingen, die teilweise schon einige Zeit auf uns warteten, oder auch uns selbst. Dennoch war die Stimmung durchweg gut und friedlich. Viele bekannte Gesichter haben wir gesehen, einige haben wir vermisst. Darum werden wir in der nächsten Woche verstärkt nachfragen, ob es an einigen Stellen vielleicht neue Hotspots gibt, die sich aufgrund der Wetterlage verlagert haben.

An dieser Stelle möchten wir aber auch noch anmerken, dass wir mit Herzblut dabei sind und zu 100% hinter dem stehen was wir tun. Wir achten sehr darauf, das alles friedlich abläuft, haben ein gutes Verhältnis zu unseren Schützligen, sind umsichtig, dass wir niemanden stören und auch alles ordentlich und sauber hinterlassen wird. Dennoch haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass sich manch Einer daran stört, was wir tun.

Hin und wieder wird sogar die Polizei gerufen. Wenn einer unserer Schützlinge im Rollstuhl, oder mit den Krücken mal kurz auf dem Radweg steht, wird zwar wild geklingelt, aber dennoch mit Vollgas drauf zu gefahren.

Deswegen möchten wir aus ganzem Herzen darum bitten: halten Sie doch einen Moment inne, nehmen Sie die Hand von der Klingel, nehmen Sie den Fuß vom Pedal, nehmen Sie den Finger vom Telefon, rufen Sie nicht die Polizei, kommen Sie zu uns und unseren Schützligen und sprechen Sie mit uns. Wir haben immer ein offenes Ohr und bringen jedem gerne näher, was wir tun und warum wir es tun…

Die Zeiten sind für jeden unserer Bedürftigen ohnehin immer schwierig gewesen und wir alle befinden uns jetzt seit knapp zwei Jahren zusätzlich in einer Ausnahmesituation.
Es sind Zeiten, in denen wir umso mehr lernen müssen, Rücksicht auf einander zu nehmen. Darum bitten wir einfach nur um Akzeptanz und sind für jeden da, der unsere Hilfe benötigt, und für jeden, der das Gespräch mit uns suchen möchte.

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