Ehrenamt kennt kein Wochenende

Am Samstag hatten wir endlich Premiere und es wurde das erste Mal in unserer neuen Küche gemeinsam für die Sonntagstour gekocht. Die Rückmeldung der Köche die wir im Rahmen unseres Wiedereingliederungsprojekt dort beschäftigen war durchweg positiv. „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, endlich wieder eine Aufgabe zu haben und nicht den ganzen Tag darauf zu warten, dass irgendwie sinnlos die Zeit vergeht“, war die Aussage eines Schützlings am Samstag Abend nach erfolgreicher Arbeit.

Uns freut es unglaublich mit ansehen zu dürfen wie die Menschen mit dieser Aufgabe aufblühen, sich freuen wieder einen Sinn im Leben zu haben und Wertschätzung zu erfahren.

Aber auch unser Verpflegungsteam war dieses Wochenende wieder wahnsinnig fleißig und zauberte leckere Gerichte und backte etliche saftige Kuchen.

Gestern ging es wie gewohnt mit vier vollgepackten Fahrzeugen, unzähligen Kisten Obst und Gemüse und 200 Liter warmen Speisen, auf Tour.

Schon an der ersten Station
wurde das Team von einer großen Menge Menschen erwartet. Auch viele neue Gesichter fanden sich bei uns ein.

Bereits hier wurden etliche Teller warme Mahlzeiten verteilt und eine Lebensmitteltasche nach der anderen gepackt.

Dank der zugrundeliegenden medizinischen und pflegerischen Ausbildungen einiger unserer Teammitglieder ist es uns möglich auch die ein oder andere Wunde zu versorgen. Viele, gerade substituierte und obdachlose Menschen, scheuen sich oftmals vor einem Arztbesuch oder sind generell daran gehindert, da sie keine Krankenversicherung mehr besitzen. Daher ist die Erleichterung groß, mal schnell die Möglichkeit zu haben einen geübten Blick z. B. auf eine Schürfwunde werfen und diese versorgen zu lassen. Sollte es aus gesundheitsgefährdenden Gründen zwingend notwendig sein, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, stehen wir aber auch hier begleitend zur Seite.

Bei Tour zwei zeichnet sich mittlerweile ebenfalls eine hohe Frequenz ab. Trotz erneuter Autopanne und einer daraus resultierenden halbstündigen Verspätung standen die Gäste dennoch geduldig wartend auf dem Platz und freuten sich als unsere Fahrzeuge endlich um die Ecke bogen.

Eine 88 jährige Rentnerin, die wir schon bald 2 Jahre kennen, besucht uns jeden Sonntag auf unserer Tour. Ihre Rente ist zu gering um sich noch große Sprünge zu erlauben. „Wie sagt man so schön? Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“ lächelt sie anspruchslos. „Manchmal muss man sich zwischen dem Einkauf von Lebensmitteln und der Bezahlung einer schon lange überfälligen Rechnung entscheiden“.

Sie lebt mit ihrem schwerstbehinderten 60 jährigen Sohn in einer kleinen bescheidenen Wohnung und ist dankbar über eine Tüte Lebensmittel und zwei Stück Kuchen für den Sonntagnachmittag. Sie erzählte uns, dass sie manchmal keine Kraft mehr habe, weil sie selbst schon alt und krank sei, aber nicht „gehen“ könne, weil sie sonst niemanden für ihren Sohn hat, der sich um ihn kümmert würde.
Trotzdem trägt sie immer ein Lächeln auf den Lippen. Diese Stärke finden wir wirklich bewundernswert.

Als unser Team an ihrer letzten Station eintraf, erwartete sie eine nie zuvor dagewesene Menge wartender Menschen.
Die Masse an Bedürftigen, allein auf dieser Station, schlägt traurige Rekorde.

Viele Menschen können angesichts der stetig steigenden Preise für Lebensmittel, Strom, Gas und Dienstleistungen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Wir rechnen in den nächsten Monaten mit weiter steigenden Besucherzahlen und so müssen auch wir uns oft die Frage stellen, wo das alles noch hinführen soll…