Ein neuer Rollstuhl

Vor drei Wochen starteten wir einen Aufruf für einen Rollstuhl. Dank unseres großartigen Netzwerkes in den sozialen Medien fand sich binnen 20 Minuten ein toller, neuer Rollstuhl. Sogar einen Ersatzrollstuhl für eine künftige Versorgung konnten wir ergattern.

Die Berichterstattung zu dieser Versorgung mit dem neuen Rollstuhl möchte Ihnen dieses mal unser langjähriges Teammitglied Dieter erzählen:

Eine Nichte von mir ist bei der Polizei in München beschäftigt. Am Sonntag rief sie mich an und sagte mir, dass am Hauptbahnhof ein offensichtlich obdachloser Rollstuhlfahrer sich nicht mehr fortbewegen kann und deshalb unentwegt auf das gleiche Mauerstück starren muss. Der Grund ist ein komplett unbrauchbarer Rollstuhl, bei dem ein Rad fehlt. Eine Achse liegt deshalb auf dem Boden auf und der Mann hängt mehr im Rollstuhl, als dass er darin aufrecht sitzen könnte.

Nach dem erfolgreichen facebook-Aufruf wurde der Rollstuhl am Dienstagabend direkt bei der Spenderin abgeholt und dann sofort nach München gebracht.

Meine Nichte und ich haben den Mann dann in den neuen Rollstuhl gesetzt. Da es sehr kalt war, gab es auch noch warme Handschuhe, eine Decke und einen Schlafsack dazu. Er hatte zwei verschiedene, total verschlissene, dünne Schuhe an, die für die herrschenden Temperaturen nicht mal annähernd tauglich waren.

Schuhe hatte ich leider nicht dabei, aber meine Nichte brachte ihm welche, zusammen mit warmen Socken und einer Mütze am nächsten Tag auf ihrem Weg zur Nachtschicht.

Die Dankbarkeit dieses Mannes war beide Male ergreifend!

Allerdings hat mich neben dem Zustand und der Bedürftigkeit dieses Schützlings das völlige Desinteresse der vorbeiströmenden Menschen sehr betroffen gemacht. Am stark frequentierten Zu-/Ausgang Arnulfstraße sind sehr viele, vielleicht sogar hunderte Menschen achtlos an uns vorübergegangen; nicht ein Einziger hat gefragt, ob er uns helfen könnte. Etwas mehr Empathie für Mitmenschen würde viel Elend erträglicher machen, ist aber scheinbar nicht „in“.

Auf der Heimfahrt dachte ich mir, sollte einmal jemand aus dem Kreis der uns Ignorierenden in eine vergleichbare Situation kommen, so wünsche ich ihm zwar, dass ihm geholfen wird, aber er sollte sich an diesen Augenblick des „Wegsehens“ erinnern müssen.

Viele Grüße

Dieter

P.S.: wir bedanken uns von ganzem Herzen für die immerwährende, großartige und schnelle Unterstützung unserer Facebook, Instagram und LinkedIn FollowerInnen