Erstes Wiesnwochenende

Leider hatten wir gestern wieder ordentlich zu tun, etliche Straßensperrungen aufgrund des Wiesnumzugs zu umfahren um an unsere Stationen zu gelangen. Das macht es uns nicht immer einfach. Auch war das regennasse und kalte Wetter nicht wirklich angenehm. Mit klammen Fingern verteilten wir Kaffee, Kuchen und warme Mahlzeiten. Die Nachfrage nach warmen Speisen war gestern enorm, sodass wir kaum hinterherkamen die Schüsseln zu füllen.

Zu Essen gab es gestern eine Linsensuppe, eine Erbsensuppe, eine Kürbissuppe, Paella mit Geflügel, ein Lammcurry und ein Fischcurry. Des Weiteren gab es ein Chilli con Carne, Nudeln mit Bolognese, eine Pfannkuchensuppe mit viel Gemüse und zweierlei Nudelsalat.

Gerade die heissen Suppen kamen bei dem gestrigen Herbstwetter richtig gut an und wärmten von innen.

Die Stadt ist im Ausnahmezustand. Tausende Besucher des Oktoberfestes ziehen durch die Straßen. Die Wiesn, welche für viele der Gesellschaft Grund zur Freude und Feierlaune bietet, stellt auf der anderen Seite viele, auf der Straße lebenden Menschen, vor eine schier unüberwindbare Hürde. Immer wieder erzählten uns Obdachlose, dass sie aufgrund dessen ihre angestammten Schlafplätze räumen mussten und nun für die nächsten Wochen auf der stetigen Suche nach einem ruhigen und sichern, aber vor allem trockenen Platz zum Übernachten sind. Auch der plötzliche Kälteeinbruch tut sein Übriges.

Unterwegs waren gestern mit Tour eins, Vroni, Jorge, Andrea, Bodo und unser neues Teammitglied Constantin, der uns auf seiner ersten Tour souverän unterstützte.

Da wir ein paar krankheitsbedingte Ausfälle im Team verzeichnen müssen, waren Petra, Dani und Susann gestern nur zu dritt auf Tour zwei unterwegs. Die Mädels haben das aber dennoch super gemeistert.

Leider mussten wir witterungsbedingt unseren Stand an der Münchner Freiheit erneut absagen. Deshalb erklärte sich Dieter bereit, sein Auto zusätzlich mit extra viel Kleidung zu beladen und übernahm die mobile Kleiderausgabe unterstützend auf Tour 1. Auch wenn wir unseren Stand nicht betreiben können, möchten wir die Menschen natürlich nicht im Regen stehen lassen. Also heißt es flexibel sein.

Der Andrang, gerade an unserer zweiten Station war gigantisch. Mit netter polizeilicher Gesellschaft, die dort wegen der Wiesnbesucher postiert waren, haben wir 2 1/2 Stunden unermüdlich verteilt. Ganz besonders gefreut hat uns, dass die Polizei unserer Tätigkeit sehr aufgeschlossen gegenübersteht.

Aufgrund der Straßensperrungen war es uns nicht möglich unsere letze Station anzufahren. Zum Glück haben wir die Telefonnummern unserer Schützlinge und konnten so im Vorfeld Bescheid geben. Die Information, dass wir nicht zum Nussbaumpark fahren können, verbreitete sich schnell und so war es uns möglich die Menschen umzuleiten und zwei Stationen zusammenzulegen. Das hat ganz wunderbar geklappt. Wie sagt man so schön „Improvisation ist alles“.

Vroni berichtet, dass auch gerade viele unserer Renterinnen, den Weg auf sich genommen haben um durch uns an Lebensmittel für die kommende Woche zu gelangen. Auch viele neue Gesichter durften wir begrüßen. Etliche junge Menschen, die frisch auf der Straße gelandet sind. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich. Einige berichten, dass die Zustände in den Notunterkünften oft unerträglich seien. Diese Notunterkünfte sind meist kein Platz um sich sicher zu fühlen oder zur Ruhe zu kommen. Oftmals sind diese Einrichtungen ein Platz der Demütigung und Angst, Gewalt und Hierarchien die oft nicht von den Obdachlosen ausgehen, sondern von den Betreibern und der Security dieser Notunterkünfte sind an der Tagesordnung. Etliche haben zum Beispiel auch keinerlei Anspruch auf das München Ticket und keinen Anspruch auf die Tafeln, weil in ihren Papieren, wenn überhaupt vorhanden, als Wohnort „unbekannt“ angegeben ist. Somit haben diese Menschen in München kein Anrecht diese Art der Leistungen in Anspruch zu nehmen.

Im Moment verbreitet sich jedoch gefährliches Halbwissen, dass auch bei anderen, privaten Organisation Menschen abgewiesen werden würden.

Wir zum Beispiel, haben uns auf einen bestimmten Personenkreis spezialisiert, um für die Menschen da zu sein, denen sich sonst niemand annimmt.

Genau hier liegt der Schwerpunkt unserer Tätigkeit, speziell auf der Tour: Die Versorgung substituierter und drogensüchtiger Menschen. Durch diese Spezialisierung fühlt sich unser betreutes Klientel auch besonders geschützt, da für diese Menschen sonst niemand da ist. Gerade was die Situation der Substituierten in München angeht. Aber genauso zählt dazu die Versorgung Obdach- und Wohnungsloser.

Ganz klar ist aber rauszustellen, dass wir niemanden „wegschicken“, der in einer Notsituation ist oder Hunger leidet.

Wenn Sie Fragen zu unserem Tätigkeitsbereich haben, dann kontaktieren Sie uns jederzeit gerne über Facebook, Instagram oder das Kontaktformular unserer Webseite.

Nass und durchgefroren, aber glücklich und zufrieden beendeten wir am Nachmittag unsere Touren und waren froh in ein warmes Zuhause zu kommen.

Leider wird dieses Glück, den Menschen die wir betreuen nicht zu Teil. Umso mehr schätzt man selbst den Luxus einer warmen Dusche und einer gemütlichen Tasse Tee.

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