Wir leben Resozialisierung

Am vergangenen Sonntag waren wir wieder unterwegs. Nicht nur, um Essen zu verteilen oder Erste Hilfe zu leisten, sondern um Perspektiven zu schaffen. Perspektiven für Menschen, die oft übersehen werden: Menschen mit Vergangenheit, aber auch mit Zukunft. Menschen, die gestrauchelt sind. Durch Suchterkrankung, durch schwere Kindheit, durch eine Tat, die nicht ungeschehen gemacht werden kann. Menschen, die dennoch nicht aufgegeben haben und die von uns nicht aufgegeben werden.

Unsere Touren sind längst mehr als reine Versorgungsfahrten. Sie sind Teil eines umfassenden Konzepts zur Resozialisierung. Denn dort, direkt auf der Straße, kommen wir mit den Menschen in Kontakt.

Wir arbeiten seit Jahren erfolgreich mit Gerichten, Staatsanwaltschaften und der Bewährungshilfe zusammen. Menschen, die ihre gerichtlich angeordneten Sozialstunden ableisten müssen, finden bei uns einen Ort, an dem sie nicht nur ihre Zeit absitzen, sondern gebraucht werden. Wir geben ihnen Aufgaben, Verantwortung, aber vor allem geben wir ihnen das Gefühl, Teil eines echten Teams zu sein. Viele bleiben auch nach der Ableistung ihrer Stunden. Weil sie merken: Hier zählt nicht, wo Du herkommst, sondern wohin Du willst.

Viele, die uns begleiten, sei es für einen Tag oder über Monate hinweg, kommen aus der Erwachsenenhaft, aus dem Jugendvollzug, aus Entgiftungskliniken oder von weiteren Maßnahmen der Staatsanwaltschaft. Was sie bei uns erleben, ist keine Strafe, sondern eine Chance.

Wir sind an sieben Tagen die Woche für unsere Klienten da. Wir begleiten zu Arztterminen, koordinieren Klinikaufenthalte, helfen bei Antragstellungen, führen Gespräche mit Behörden und versuchen jeden Tag aufs Neue, Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Wir betreuen Menschen beim Entzug, begleiten sie zu Entgiftungen, stehen an ihrer Seite, wenn sie vor dem Nichts stehen und machen aus dem Nichts wieder etwas. Mit Geduld, mit Ausdauer, mit echter Zuwendung.

Am Sonntag waren wieder zwei Sozialstundler mit uns unterwegs. Einer davon hat uns abends gesagt: „So viel Sinn hab ich lange nicht mehr gespürt.“ Das sind Sätze, für die wir das alles machen.

Wir reden nicht über Resozialisierung – wir leben sie.

Denn jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Manche auch eine dritte. Und wir gehen diesen Weg. Gemeinsam!