sucht- und Abhängigkeitserkrankungen

Sucht ist keine Charakterschwäche sondern eine Erkrankung

Die Anzahl der Drogentoten ist in den letzten Jahren in Bayern und auch in der Stadt München erschreckend gestiegen. 

Konsumräume, wo Sozialarbeiter den Notarzt alarmieren und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen das Überleben bei einer Überdosis retten können, gibt es in Bayern nicht.

Sogenannte Druckräume dienen in anderen Bundesländern dazu, unter Aufsicht und vor allem mit sauberen Spritzen zu konsumieren und schützen Süchtige unter anderem vor ansteckenden Autoimmunerkrankungen durch die Benutzung von verunreinigtem Besteck. 

Drogen- und Alkoholgebrauch, ebenso wie Drogenhandel, sind an öffentlichen Orten präsent und werden von Anwohnenden und Gewerbetreibenden als sehr problematisch wahrgenommen. 

Uns ist durchaus bewusst, dass wir mit der Betreuung dieser Zielgruppe eine sehr polarisierende Thematik aufgreifen. Doch steht für uns – wie in jedem unserer Versorgungsbereiche – der Mensch im Vordergrund. 

Suchterkrankungen können sich ganz verschieden äußern: Als Sucht nach Drogen, Alkohol oder Medikamenten sowie Spielsucht. Heute bezeichnet man die Suchterkrankungen auch als Abhängigkeitserkrankungen.

Eine Suchterkrankung basiert auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems im Gehirn. Sucht- und Rauschmittel aktivieren verschiedene Botenstoffe im Körper die zum Beispiel Euphorie und Wohlbefinden auslösen. Dadurch lernt das Gehirn des Konsumenten schnell, das eingenommene Suchtmittel als positiven Reiz wahrzunehmen. Bleibt dieser Reiz im Gehirn plötzlich aus, empfindet es ein Belohnungsdefizit. Die Folge dessen ist der unkontrollierte Wunsch nach weiteren Suchtmitteln. 

Beispiele für Ursachen des Drogenkonsums:

  • Traumatisierende Erlebnisse in der Vergangenheit 
  • Familiäre Vorbelastung, genetische Faktoren und Familienatmosphäre 
  • Peer-Gruppen
  • Streben nach Bewunderung
  • Psychische Erkrankungen 
  • Angstzustände und Depressionen
  • Körperliche Erkrankungen
  • Mangel an Motivationen und Zielen
  • Leistungsdruck
  • Stressabbau oder um Spannungen zu lösen 
  • Mangelnde soziale Interaktion
  • Schlafprobleme
 
Wie kann Aktion Brücke hier helfen?
 

Wir begleiten viele suchtkranke und substituierte Menschen im Rahmen unserer Langzeitbetreuung. Auch hier schlagen wir eine Brücke zwischen Patient und Einrichtung. Wir vermitteln bei Institutionen, korrespondieren mit Behörden und helfen bei Antragsstellungen. Des Weiteren unterstützen wir bei der Suche nach Plätzen in betreuten Wohneinrichtungen oder helfen bei der Terminfindung in Sucht- und Entzugskliniken. Während des Entzuges stehen wir Seite an Seite mit unseren Betreuten und geben ihnen das Gefühl nicht alleine zu sein. Regelmäßige Telefonate und Besuche, sofern es die Art der Therapie zulässt, sind für uns an der Tagesordnung. Wir bieten teils Rund um die Uhr ein offenes Ohr, nehmen die Erkrankten ernst und begegnen auch hier auf Augenhöhe. Unser Ziel ist es eine Perspektive, Hoffnung und Zuversicht zu bieten.

Leider ist es meist sehr schwierig, erkrankte Menschen in passende Unterstützungsangebote zu vermitteln – oft fehlt es an freien Plätzen oder den nötigen Papieren. Daher pflegen wir eine direkte Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen. Dieses gut funktionierende Netzwerk erleichtert uns die oft monatelange Suche nach einem Therapieplatz. 

Der stets hohe Konsumdruck ebnet schnell den Weg zu Beschaffungskriminalität,  Raub- und Einbrüchen sowie Körperverletzung oder Prostitution zur Suchtfinanzierung. Im Rahmen unseres Beschäftigungsprogramms bieten wir u.a. straffällig gewordenen Menschen die Möglichkeit, gerichtlich angeordnete Sozialstunden unter Aufsicht in unserem Verein ableisten zu können. 

Wir legen bei unseren Versorgungstouren ein besonderes Augenmerk darauf, bei der Ausgabe der Hilfsgüter, keinen Drogenhandel oder -konsum zu dulden. Um Anwohner und Passanten zu schützen und ihnen Ängste oder Bedenken zu nehmen, pflegen wir eine enge Kommunikation mit der Münchner Polizei und dem Kreisverwaltungsreferat.

Wie können Sie helfen?

Wenn Sie einen Menschen auffinden bei dem Sie eine Drogenüberdosis vermuten, rufen Sie bitte umgehend den Rettungsdienst.

  • Generell gilt: Beherztes Eingreifen kann Leben retten. Jede Hilfe ist besser, als wegzuschauen. Haben Sie keine Angst vor Fehlern.
  • Bei Krampfanfällen, Atemnot oder Atemstillstand sofort unter 112 den Rettungsdienst anrufen und versuchen ein Ersticken durch Erbrochenes zu verhindern.
  • Hilflose Personen bitte niemals allein lassen, sondern beruhigend auf sie einwirken. Unbedingt warten, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist.

Infos zu Drogennotfall- und Erste-Hilfe-Kursen geben Selbsthilfe- oder Drogenberatungsstellen und Aidshilfen.

Eine Telefonberatung für Betroffene und Angehörige in Bayern erhalten Sie unter der Telefonnummer 089 – 28 28 22.

 

„Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.“

-Charles Dickens